ePA: Forderungen und Lösungen aus Sicht der E-Rezept Enthusiasten

Umfassendes Positionspapier zeigt Handlungsbedarf bei der elektronischen Patientenakte auf.

(Berlin, am 11. September 2025) Nach der erfolgreichen, bundesweiten Einführung des E-Rezepts (2024) markiert der Roll-out der elektronischen Patientenakte (ePA für alle) seit Januar 2025 einen weiteren überfälligen Meilenstein zur Digitalisierung und Modernisierung unseres Gesundheitswesens. Die ePA ist das Herzstück der Telematikinfrastruktur (TI) und führt erstmals verstreut vorliegende Befunde, Diagnosen, Therapieberichte sowie Medikationsdaten versichertengeführt digital an einer Stelle zusammen. Die Analyse der E-Rezept Enthusiasten zeigt auf, was die Regierung versprochen hat, wo es hapert und warum wir uns mehr erwarten sollten.

Nach erfolgreichen Pilotierungen in Modellregionen und Praxistests ist die ePA seit April 2025 bundesweit für Praxen, Krankenhäuser und Apotheken freiwillig nutzbar - ab Oktober 2025 wird die Nutzung für alle Leistungserbringer:innen verpflichtend.  Die ePA ist kein technisches Gadget, sondern Teil einer umfassenden Digital-Strategie, um den Versorgungsalltag für Patient:innen und Leistungserbringende zu erleichtern. Im besten Fall werden wir in der Lage sein, dank der ePA Leben zu retten.

Ruth Philipp, stellvertretende Vorsitzende der E-Rezept Enthusiasten und Director Health Services bei gesund.de : „Die ePA hat das riesige Potenzial, die Behandlungskoordination zwischen den Leistungsbereichen nachhaltig zu verbessern. Wenn mein Sohn am Sonntag im Kindernotfallzentrum nach einem Sturz beim Fußballturnier versorgt wird, will ich sicher sein, dass der nachbehandelnde Kinderarzt am Dienstag alle nötigen Infos sofort einsehen kann. Ich will nicht den Notfallbericht auf Papier von A nach B tragen, auch nicht zur Sicherheit „für alle Fälle“. Dafür müssen die Prozesse für alle Beteiligten einfach sein."

Doch leider ist die ePA noch nicht in der Versorgungsrealität der Patient:innen angekommen. „Nutzen entsteht erst durch Nutzung. Wichtig ist, dass sich die Leistungserbringer jetzt selbst intensiver mit der ePA auseinandersetzen. Es ist auch eine Frage der Haltung, wie man mit Neuerungen umgeht. Die Nutzung der elektronischen Medikationsliste (eML) ist seit März möglich und hat so viel Potenzial für uns Apotheker in der Beratung unserer Patient:innen. Was schade ist: Die Apothekerschaft fordert, nutzt dann aber nicht. Wir wollen nicht, dass die eML/ ePA die nächste vertane Chance nach den pharmazeutischen Dienstleistungen wird.“, sagt Ralf König, Mitglied des Vorstands der E-Rezept Enthusiasten, Apotheker und Gesundheitsunternehmer.

Forderung: Identifizierung und digitale Identität – Zugang vereinfachen!

Die ePA-Daten sind für Millionen Versicherte angelegt, doch nur ein Bruchteil kennt oder nutzt sie. Viele Versicherte scheitern an der anspruchsvollen Erstidentifikation. Diese erfolgt über das eID -Verfahren (online-Ausweisfunktion des Personalausweises), über PostIdent, Video-Ident in Dritt-Anwendung (neuerdings möglich) oder Identifikation per eGK + PIN. Diese Verfahren sind technisch anspruchsvoll, unflexibel, nicht an den digitalen Alltag der Bevölkerung angepasst und abhängig von weiteren Tätigkeiten (wie Beantragen eines eGK-PINs). Viele Versicherte brechen den Prozess der Aktivierung der ePA ab – nicht aus Desinteresse, sondern weil sie an der Identifikation scheitern. Der Status quo fördert zudem eine digitale Exklusion – gerade bei älteren oder weniger technikaffinen Menschen. Die ePA kann nur erfolgreich sein, wenn Menschen sie nutzen. Dazu braucht es ein modernes, benutzerfreundliches Identitätsmanagement, das nicht an bürokratischer Überregulierung scheitert. Deutschland muss jetzt handeln – mit mutigen gesetzlichen Anpassungen und einem klaren Bekenntnis zur Nutzerzentrierung im digitalen Gesundheitswesen.

Christian Klose, Mitglied des Vorstands der E-Rezept Enthusiasten, Gründer und Geschäftsführer von HeptaSphere: „Die elektronische Patientenakte ist ein öffentliches Gut. Sie darf nicht durch technische oder gesetzliche Hürden unzugänglich bleiben. Die Lösung des Identifikationsproblems ist keine technische Herausforderung mehr – sondern eine regulatorische. Wir fordern daher: Macht den Zugang zur ePA für alle möglich – sicher und einfach!“

Forderung: Technische Möglichkeiten für Mehrwerte und Versorgungsrelevanz nutzen

Mit der ePA 3.0 Architektur wurde ein bedeutender Meilenstein zur sicheren, interoperablen und patientenzentrierten Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens erreicht. Die technische Grundlage erlaubt es nun, innerhalb der Vertrauenswürdigen Ausführungsumgebung (VAU) – unter strenger Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen – Daten nicht nur zu speichern und auszutauschen, sondern auch sicher zu verarbeiten.

Die ePA-Infrastruktur ist technisch bereit für „den nächsten Schritt“: Nicht nur Gesundheitsdaten ablegen – sondern sie im Schutzraum intelligent, patientenzentriert und versichertengesteuert nutzen. Die Akteure müssen jetzt gemeinsam die Weichen stellen, um von internationalen Entwicklungen nicht abgehängt zu werden und die Versorgung nachhaltig zu verbessern.

Klose: „Wir fordern daher: Die ePA kann, soll und muss mehr sein als ein digitaler Aktenschrank. Sie muss komplexe und rechenintensive KI-gestützte Datenauswertungen und Aufbereitungen im sicheren Schutzraum der VAU ermöglichen.

Zum Positionspapier elektronische Patientenakte (ePA)

Über die E-Rezept-Enthusiasten

Der am 10. Mai 2022 in Berlin gegründete Verein der E-Rezept-Enthusiasten begleitet die Umsetzung des E-Rezepts in Deutschland mit konkreten Lösungsvorschlägen. Übergeordnetes Ziel ist es, die Digitalisierung im Gesundheitswesen in Deutschland zu unterstützen und die medizinische Versorgung der Patient:innen zu verbessern. Zu den Mitgliedern gehören Vertreter:innen aus Ärzteschaft, Apothekenwesen, Digital-, IT- und Medienunternehmen sowie gemeinnützige Organisationen. www.erezept-enthusiasten.de

Kontakt:
Ralf König, Mitglied des Vorstands der E-Rezept Enthusiasten

Tel. 0049 175 569 56 98

Kommunikation/Anfragen:
Gudrun Kreutner-Reisinger, GK. Strategie und Kommunikation.

tel. 0049 151 538 50049

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